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Die Jubiläumsmedaille von 1894 und die Athena Lemnia

Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Universität Halle im Jahr 1894 wurden Medaillen ausgebracht, die auf der Vorderseite das Standbild der Göttin Athena und auf der Rückseite einen achtzeiligen lateinischen Schriftzug zeigen.

Bei dem Standbild auf der Vorderseite der Medaille handelt es sich um das der Athena Lemnia des Bildhauers Phidias (450/440 v. Chr.). Auch wenn sich das ursprüngliche Bonzestandbild der Athena Lemnia nicht erhalten hat, ist der Typus durch drei Körper- sowie sechs Kopfkopien römischer Zeit aus Marmor überliefert. In Dresden befinden sich gleich zwei Körperrepliken, deren Zusammengehörigkeit mit einer Kopfreplik in Bologna Adolf Furtwängler im Jahr 1893 als erster erkannte. Athena ist mit einem Peplos bekleidet, über den schräg eine Ägis gelegt ist. In ihrer Linken hält sie eine Lanze. Der unbehelmte Kopf der Göttin mit reich gewelltem Haar ist leicht nach unten rechts geneigt. Die Kopf- und Armhaltung sowie die ikonographische Tradition machen es sehr wahrscheinlich, dass die Athena Lemnia einen Helm in ihrer rechten Hand gehalten hat.

Im Accessions-Journal des Archäologischen Museums der MLU ist für das Etatsjahr 1893/1894 der Ankauf eines Gipses der Athena Lemnia aus Dresden für 180 Mark verzeichnet, d. h. Carl Robert erwarb kurz nach der neuen Rekonstruktion durch A. Furtwängler eine ›Kopie‹ des Werkes für die Sammlung. Dass Robert ein großes Interesse an dem Standbild hatte, zeigt auch die Wahl der Athena Lemnia als Motiv für die Jubiläumsmedaille 1894, ging der Vorschlag dafür doch auf ihn zurück. Nicht zuletzt bestätigt das Geschenk zum 60sten Geburtstag Roberts Interesse an der Athena Lemnia, ehrten seine Studenten ihn doch mit einer bronzenen Kopie des Standbildes.

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