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Tenedos

Die Münze aus Tenedos hat Carl Robert 1896 von Julius Naue in München für 20 Mark erworben. Sie ist die einzige Münze dieser Insel in der Sammlung.  

Tenedos (heute Bozcaada) ist eine Insel im Thrakischen Meer und gehört heute zur türkischen Provinz Çanakkale. Der mythologischen Tradition nach leitet sich der Name Tenedos von dem eponymen Helden Tenes ab. Dieser war der Sohn des Königs Kyknos von Kolonai, einer Stadt auf dem Festland in der Troas. Kyknos war mit Philomone verheiratet, die sich in ihren Stiefsohn Tenes verliebt hatte. Dieser wies sie jedoch ab, woraufhin sie ihn der Vergewaltigung beschuldigte. Als Folge ließ der König Tenes zusammen mit seiner Schwester Hemithea in einer verschlossenen Truhe ins Meer werfen. Diese trieb zu der Insel Leukophrys, die Tenes in Tenedos unbenannte und ihr König wurde.

Historisch wurde Tenedos von äolischen Griechen der Insel Lesbos vor dem 8. Jh. v. Chr. gegründet. Ab 493 v. Chr. gehörte die Insel zum Persischen Reich, bis sie 334 v. Chr. von Alexander d. Gr. erobert wurde. Unter den Nachfolgern Alexanders erweckte die Insel das Interesse unterschiedlicher hellenistischer Herrscher. Schließlich wurde Tenedos Teil des attalidischen Königreiches, bis Attalos III. sein Reich testamentarisch den Römern vermachte.

Die ersten Münzen von Tenedos datieren um 525–490 v. Chr. und sind in verschiedenen Nominalen nach dem phokaischen Standard geprägt worden. In der Mitte des 5. Jhs. v. Chr. ging Tenedos dazu über, Münzen im samischen Standard zu emittieren. Während für das 4. Jh. v. Chr. keine Prägungen nachgewiesen sind, gab Tenedos im 1. Viertel des 3. Jhs. v. Chr. Alexander-Tetradrachmen nach attischem Standard aus. Erst im 2. Jh. v. Chr. prägt die Polis wieder ›eigene‹ Tetradrachmen, die erneut die traditionellen Bildmotive zeigen, die Tenedos bereits auf ihren archaischen Prägungen zeigte.

Dabei handelt es sich auf der Vorderseite um einen Doppelkopf und auf der Rückseite um eine Doppelaxt. Der Doppelkopf zeigt einen männlichen und einen weiblichen Kopf, die an den Hinterköpfen miteinander verbunden sind und häufig als Zeus und Hera oder Tenes und seine Schwester Hemithea interpretiert werden. Die Doppelaxt wird generell als das Attribut des Dionysos Pelekys gedeutet. Aristoteles bringt die Axt mit dem tenedischen Gesetz des Enthauptens bei Ehebruch in Zusammenhang. Viel wahrscheinlicher scheint aber eine Verbindung zu Kreta zu bestehen, denn die ersten Tenedier bezeichneten sich als Asteroi, wohl nach dem kretischen König Asterion. Die Doppelaxt spielte in der kretischen Kultur eine große Rolle und fand im Kult Verwendung, so wie auf Tenedos auch.

BSt