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Commodus in Alexandria

 

 

Die Münzprägung in Ägypten begann relativ spät im Vergleich zu anderen Regionen im Mittelmeerraum. Bezahlungen erfolgten lange Zeit über den Tauschhandel z. B. mit ungemünztem Metall. Die ersten Münzen wurden unter den Pharaonen Tachos (360–359 v. Chr.) und Nektanebos II (359–341 v. Chr.) geprägt, die Ägypten für eine kurze Zeit von den Persern unabhängig regierten. Für die Bezahlung der griechischen Söldner emittierte Tachos Goldmünzen, die auf der Vorderseite den Kopf der Athena und auf der Rückseite die Eule zeigen, also die hochangesehenen Münzen Athens imitieren. Nektanebos II. ließ ebenfalls Goldmünzen prägen, die ein Pferd und die hieroglyphische Legende nefer nob (reines Gold) tragen.

Erst nach der Eroberung Ägyptens durch Alexander den Großen (332 v. Chr.) und anschließend unter der Herrschaft der Ptolemäer wurden in Ägypten regelmäßig Münzen geprägt. Mit dem Tod Kleopatras VII., der letzten ptolemäischen Königin, im Jahr 30. v. Chr. und der Eingliederung Ägyptens ins römische Reich wurden fortan nur noch in Alexandria Münzen für die gesamte Provinz Aegyptus hergestellt.

Die bis zu den diokletianischen Reformen am Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. emittierten Münzen zeigen auf den Vorderseiten den aktuellen römischen Kaiser oder ein anderes Mitglied der Kaiserfamilie. Die Rückseiten waren jedoch durch eine Vielfalt von Motiven gekennzeichnet, darunter wichtige Ereignisse der Kaiserfamilie wie Geburten, Triumphzüge oder Hochzeiten. Darüber hinaus wurden sowohl griechisch-römische als auch ägyptische Götter, unterschiedliche Monumente oder aber beispielsweise der Nil in personifizierter Gestalt dargestellt. Eine Besonderheit der sogenannten Alexandriner ist zudem, dass sie aufs Jahr genau datiert werden können, denn die Legenden nennen nicht nur den Namen des Kaisers, sondern verweisen auch auf das Regierungsjahr hin, in dem die Münzen geprägt wurden.

Die Münze in unserer Ausstellung wurde in der Regierungszeit des Commodus (180–192 n. Chr.) geprägt und zwar im Jahr 188/189 n. Chr. Auf der Vorderseite ist der Kopf des Kaisers mit Lorbeerkranz wiedergegeben. Die Rückseite ist insofern bemerkenswert, da sie den Pharos-Leuchtturm, eins der sieben Weltwunder der Antike , zeigt. Der Pharos wurde wahrscheinlich zwischen 297 und 283/2 v. Chr. errichtet und durch mehrere Erdbeben im 14. Jahrhundert zerstört. Das Gebäude soll 120 bis 140 m hoch gewesen sein und bestand wohl aus Kalkstein. Münzdarstellungen des Leuchtturms sind für die Forschung sehr wertvoll, da nur sie einen Eindruck vom Aussehen des Pharos vermitteln können. Neben dem Leuchtturm ist ein Schiff auf Wellen dargestellt, das auf die von Commodus fest eingerichtete Getreideflotte zwischen Alexandria und Rom hinweisen könnte. Somit werden auf der Münze sowohl ein wichtiges Monument der Stadt als auch ein bedeutendes Ereignis aus der Herrschaft des Commodus kommuniziert.

EJH